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MitteilungVeröffentlicht am 11. November 2025

Eine Stadt wird #GelbGrün

Die Schweizerische Post arbeitet an der Elektrifizierung der «letzten Meile»: Ab 2030 sollen sämtliche Pakete und Briefe mit elektrischen Fahrzeugen zugestellt werden. Dario Küng, Leiter Ladenetz Logistik, gibt am Beispiel der Stadt Luzern Einblick in die Entwicklung der grössten Elektro-Fahrzeugflotte der Schweiz.

Seit Mai 2025 werden in Luzern sämtliche Pakete und Briefe mit Elektrofahrzeugen zugestellt.

Mitte Mai 2025 verlässt im luzernischen Rothenburg um fünf Uhr morgens ein elektrischer Lieferwagen der Post die Zustellstelle und begibt sich, vollbeladen mit Paketen, auf seine Verteiltour in der Stadt Luzern. Anders als sein fossiler Vorgänger erstrahlt er nicht nur im klassischen Postgelb, sondern trägt einen prominenten grünen Streifen und die Aufschrift «Summend statt brummend». Denn seit Mai 2025 ist die Stadt Luzern #GelbGrün und sämtliche Briefe und Pakete werden elektrisch zugestellt.

Bis 2030 will die Post alle Zustellfahrzeuge für Pakete und Briefe mit fossilen Antrieben durch elektrische Fahrzeuge ersetzen. Die Massnahme ist zentral für die Erreichung des Klima- und Energieziels der Post. Stand November 2025 werden Zürich, Bern, Genf, Basel, Thun, Winterthur, Uster, Luzern und Vernier mit E-Fahrzeugen bedient. Damit spart die Post jährlich rund 3500 Tonnen CO2 ein. Zum Vergleich: Ein Hinflug von Zürich nach New York stösst rund zwei Tonnen CO2 pro Passagier aus.

Um das Ziel 2030 zu erreichen, müssen innert neun Jahren fast 5’000 Fahrzeuge ausgetauscht und 450 Distributionszentren in der ganzen Schweiz mit Ladeinfrastruktur ausgerüstet werden – eine logistische Herkulesaufgabe, an deren Spitze Dario Küng steht, Leiter Ladenetz Logistik. Im Interview erzählt er am Beispiel der Stadt Luzern, wie innert weniger Tage bei laufendem Betrieb über 70 Fahrzeuge ersetzt werden und ein ganzes System von fossilen Brennstoffen auf elektrische wechselt.

Dario Küng, was passiert, wenn die Zustellung in einer Stadt wie Luzern elektrifiziert wird?

Das Kick-Off fand im Mai 2023 statt und das letzte elektrische Fahrzeug startete seinen Einsatz im März 2025 – das Projekt dauerte hier also 23 Monate. Grundsätzlich starten wir mit einem Ladekonzept und eruieren die betroffenen Standorte. Die Stadt Luzern wird mit Fahrzeugen von vier Standorten in unterschiedlichen Gemeinden beliefert: einer in Luzern selbst, weitere in Emmenbrücke, Adligenswil und Rothenburg. Entsprechend mussten wir an vier Standorten Ladeinfrastruktur verbauen und Fahrzeuge ersetzen. Im Zuge dessen machen wir die Baueingaben, bestellen die Fahrzeuge und vergeben die Aufträge für den Einbau der Ladeinfrastruktur und allfälliger weiterer baulicher Massnahmen. Dann geht es in die Umsetzung.

Was war in Luzern die grösste Herausforderung?

Die Knacknuss war der Standort Rothenburg, der mit 70 Fahrzeugen eher gross ist. Vom Konzept bis zur Inbetriebnahme der Ladestationen vergingen 18 Monate. Er zeigt zudem eine planerische Challenge: In Rothenburg parkieren nicht nur Fahrzeuge für die Zustellung in der Stadt Luzern, sondern auch für die Gemeinde Rothenburg und Nachbargemeinden. Diese sind aber noch nicht an der Reihe mit Umstellen.

Wie wird entschieden, wann welcher Standort umgestellt wird?

Viele Kriterien entscheiden darüber, wann ein Standort umgestellt wird. Zum Beispiel die Topografie: Aktuell gibt es noch wenige geeigneten Elektrofahrzeuge mit Vierradantrieb. Weiter sind die Standortsicherheit und die Länge der Lieferrouten entscheidend. Die maximale Nutzlast von 3.5 Tonnen verhindert aktuell, dass in den Fahrzeugen grössere Batterien mit mehr als 200 Kilometern Reichweite verbaut werden können. Und nicht zuletzt das Auslaufdatum der Fahrzeuge mit fossilem Antrieb. Aufgrund dieser Kriterien stellen wir zum Beispiel den Standort Vétroz später um als die Stadt Luzern.

Wieso ist die Gemeinde Rothenburg noch nicht an der Reihe?

Nachdem ein Standort mit der elektrischen Ladeinfrastruktur ausgerüstet ist, ersetzen wir die fossilen Fahrzeuge rollierend mit E-Fahrzeugen. Da wir keine fossilen Fahrzeuge vorzeitig aus dem Verkehr ziehen, dauert es drei bis vier Jahre, bis wir von einem Standort aus dann auch 100 Prozent elektrisch zustellen. Die Gemeinde Rothenburg wird also sicherlich in den nächsten Jahren auch mit E-Fahrzeugen beliefert. Zuerst müssen die entsprechenden Diesel-Fahrzeuge aber ihr Lebensende erreichen, was nicht auf einen Schlag passiert. Das ist eine Herausforderung für die Planung.

Die Dreiradroller für die Zustellung der Briefpost sind schon seit 2017 alle elektrisch. Weshalb folgen die Lieferwagen erst Jahre später?

Die Elektrifizierung der Dreiradroller war vom technologischen Fortschritt getrieben: Solche Roller gehörten zu den ersten elektrischen Fahrzeugen, die in grossen Mengen und kosteneffizient produziert wurden. Das war damals auch eine finanzielle Entscheidung, die elektrischen Roller waren in jeder Hinsicht die beste Variante. Der Ersatz der Lieferwagen ist hingegen stark von unserem Klima- und Energieziel getrieben, der Markt zieht erst seit dem Jahr 2025 richtig mit. Die Modelle werden zwar von Jahr zu Jahr besser und wir kaufen natürlich immer die neusten Versionen. Das bedeutet aber auch, dass wir die Kinderkrankheiten ausbaden. Und finanziell sind grosse elektrische Lieferwagen aktuell noch leicht teurer und kosten im Betrieb 2026 erstmals gleich viel wie fossil betriebene Fahrzeuge. Im Moment gilt noch: Je grösser das Fahrzeug, desto grösser die Preisdifferenz zwischen fossilem und elektrischem Antrieb. Das hält uns aber nicht auf, denn wir sind überzeugt: E-Mobilität ist die Zukunft. Wir investieren deshalb darin und hoffen, mit unserem Beschaffungsvolumen die technologische Entwicklung am Markt zu beschleunigen, sodass sich E-Mobilität bald für alle rechnet.

Dario Küng ist Leiter Ladenetz Logistik.

Schweizerische Post bei VEK

Die Schweizerische Post engagiert sich seit 2013 bei VEK. Mehr Informationen zu den Zielen und Massnahmen der Schweizerischen Post für Energie und Klima finden Sie im Akteurporträt.

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