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MitteilungVeröffentlicht am 20. August 2025

Das Hitze-raus-Haus: Wie Swisscom ein Gebäude für 2000 Personen mit 20 mal weniger Energie kühlt

Ein riesiger Business Park, direkt zwischen Betonbauten, Eisenbahn und Autobahn, der Sonne ausgesetzt. Und doch nie über 25 Grad warm. Möglich macht es ein visionäres Raumklimakonzept – das 20 mal weniger Energie benötigt, als herkömmliche Klimaanlagen.

Draussen 34, drinnen knapp über 24 Grad. So präsentiert sich dieser Tage einmal mehr die Wetterlage in Ittigen bei Bern. In diesem Bürogebäude von Swisscom herrscht seit über 10 Jahren das ganze Jahr über ein sehr angenehmes Raumklima - aber nicht dank energiefressender Klimaanlagen, sondern wegen eines Kühlprinzips, das über 20 mal weniger Energie benötigt. Die Konzeption war damals so bahnbrechend, dass extrem viel Überzeugungsarbeit auf allen Ebenen nötig war.

Ein frisches Büro nach dem Prinzip eines feuchten Lappens

Der Mann dahinter heisst Martin Meier. Der Ingenieur aus Nänikon am stets erfrischenden Greifensee entwickelte zusammen mit Beat Kegel das Raumklima- und Energiekonzept für den energiesparenden Neubau.

Die Kühlung des Gebäudes in Ittigen beginnt auf dem Dach mit diesen Röhrchen. Im Bild nicht so gut zu sehen: Sie werden mit Wasser besprüht. Das Wasser an den Rohroberflächen verdunstet, wodurch das Zirkulationswasser im Inneren der Röhrchen abgekühlt wird.

Ab dort wird das Wasser im Gebäude an die Brüstungen verteilt, wo dieses mit kleinen, unhörbaren Ventilatoren die Luft in den Büroräumen sanft, aber sehr wirkungsvoll abkühlt. Vergleichbar also mit dem Prinzip der Radiatoren aus der Heizung – wo mit warmem Wasser gearbeitet wird.

Doch dies ist nicht die einzige geniale Innovation im Bereich des Raumklimas des Businessparks. Auch im Bereich der Luftversorgung wurden neue Wege beschritten.

Dieses Prinzip nennt sich «Lunge»: Aus dem Kellerstockwerk strömt frische Luft ins Haus, die von einer hinter dem Haus befindlichen Grünanlage angesogen wird. Die steigt durch die natürliche Thermik im Gebäude auf und verteilt sich über die bewusst offen gebauten Stockwerke. Innerhalb der Geschosse sorgen sogenannte «Verbundlüfter» für gleichmässig gute Luftqualität auch in den Sitzungszimmern und Fokusräumen.

Möglich wurde die Innovation, weil Swisscom beim Bau des Business-Parks in Ittigen von Anfang an auf ein möglichst nachhaltiges Bauprinzip setzte. Es hat sich gelohnt und bewährt – das mit dem «Watt d'Or» ausgezeichnete Projekt ist unterdessen seit 2014 problemlos im Einsatz.

In dieser Zeit erhielt der Bau auch Besuch aus aller Welt: Ingenieure schauten sich das Prinzip an. So gesamtheitlich optimiert und konsequent umgesetzt gibt es nur sehr wenige vergleichbare Projekte.

Wieso? Martin Meier gibt sich ein Stück weit ernüchtert. «Es war ein Frontrunner und ist bis heute eines der nachhaltigsten Gebäude der Welt. Aber das Prinzip ist neu und die Bau-Branche tut sich offensichtlich sehr schwer damit, wirklich umzudenken.» Bei seinen vielen Kontakten habe er festgestellt, dass der Wille durchaus da sei – doch im entscheidenden Moment dann aber doch oft wieder zu Lösungen zurückkehre, die man seit langem eingeübt habe. «Natürlich auch aus Risikoüberlegungen. Viele haben Angst, dass es dann doch nicht funktioniert – die altbekannten Systeme sind zwar nicht wirklich befriedigend, doch man kennt sie und kann sie besser einschätzen. Wichtig wäre es also, dass diese neuen Denkansätze auch an den Hoch- und Berufsschulen gelehrt und gelernt werden, doch daran scheitert es leider noch immer. Doch in der Zwischenzeit gibt es glücklicherweise trotzdem eine steigende Anzahl an Bauherren und Investoren, welche die klaren Vorteile dieser Systeme erkennen und konsequent umsetzen. Es gibt viel zu tun.»

Nachhaltiger kühlen – auch dank Solaranlagen

Doch auch klassische Klimaanlagen könnten nachhaltiger betrieben werden, und auch hier geht Swisscom voran. Zum einen werden Rechenzentren, Gebäude und andere Anlagen, wann immer möglich, mit Frischluft gekühlt – zum anderen werden auch Solaranlagen zur Energiegewinnung eingesetzt. Und die spielen hervorragend mit Kühlanlagen zusammen: Denn gerade im Sommer, gerade an Hitzetagen fällt viel, ja bisweilen gar zu viel Solarstrom an.

Wird der gezielt und während des Sonnenscheins zur Kühlung eingesetzt, kann das dafür während der Nacht Energie sparen, wenn kein überschüssiger Solarstrom zur Verfügung steht. Jöri Engel, CEO der Swisscom Immobilien AG, befasst sich darum mit gezielten und gesteuerten Verbräuchen. Denn im Gegensatz zu Wasser, wo ein reduzierter Verbrauch zu jeder Tageszeit Sinn macht, verhält sich Strom anders: Mal ist fast zu viel, dann wiederum zu wenig vorhanden.

Das spürt man auch in Ittigen, wo sich ebenfalls eine Solaranlage befindet. Sie stellt in einem Jahr so viel Strom bereit, wie ein kleines Dorf benötigt. Viel zu viel für die sparsame Klimaanlage – sodass das komplette Gebäude bis hin zum integrierten Restaurant damit versorgt werden kann. Und an Sommersonnentagen sogar noch Energie an die umliegenden Häuser abfliesst.

Swisscom bei VEK

Swisscom engagiert sich bei VEK seit 2013. Mehr Informationen zu den Zielen und Massnahmen von Swisscom für Energie und Klima finden Sie im Akteurporträt.

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